Donnerstag, 28. Juni 2012

Hintergrundinformationen Anne Frank Tagebuch

Historischer Hintergrund:
Als Anne Frank im Juni 1929 in Frankfurt geboren wurde, waren die Nationalsozialisten noch eine Kleinpartei, die Grundlagen für ihren Erfolg waren jedoch schon gelegt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten und dem Beginn der antijüdischen Maßnahmen flüchtete die Familie Frank wie viele andere deutsche Juden und ließ sich in Amsterdam nieder. Anfangs hatten die Nationalsozialisten nicht viele Anhänger in Holland, was sich allerdings änderte als die Regierung das Land für Flüchtlinge dicht machte und die Niederlande von Deutschen überrannt wurde. Dort wurde nun auch die „Endlösung der Judenfrage“ in die Wege geleitet. Da die ganze Familie in ständiger Angst gelebt hatte (S.21, Z.16 „Jacque sagt immer zu mir: ‚Ich traue mich nichts mehr zu machen, ich habe Angst, dass es nicht erlaubt ist.‘“) und Annes Schwester Margot schließlich einen Aufruf zur Deportation in ein Arbeitslager erhalten hatte, suchte die Familie wieder einen Ausweg und tauchte 1942 in einem vorbereiteten  Versteck mit vier anderen Juden in dem Hinterhaus einer Gewürzfabrik (Haus Prinsengracht 263) unter.
Ein wichtiger Tag im 2. Weltkrieg, den Anne in ihrem Tagebuch mehrmals als „Invasion“ (z.B. S.283, Z.2) anspricht, ist der 06.Juni 1944, als die Alliierten in der französischen Normandie landeten. Dieser Tag wurde „D-day“ genannt, da man ein betontes „the“ im Englischen mit einem „i“ ausspricht (S.290, Z.21f. „‘This is D-day‘, sagt um zwölf Uhr das englische Radio, und mit Recht! ‚This ist the day‘, die Invasion hat begonnen!“).
1944 wurde das Versteck der Familie verraten, doch bist jetzt ist noch nicht geklärt, wer es war, obwohl es mehrere Verdächtige gab, welche dies aber abstritten. Von den acht festgenommenen Versteckten überlebte nur Otto Frank. Anne und ihre Schwester Margot starben im KZ Bergen-Belsen im März 1945 an Typhus und deren Mutter, Edith Frank, starb am 6.Januar 1945 im Frauenlager Auschwitz-Birkenau an Hunger und Erschöpfung.
 
Hintergrund zum Tagebuch:
Zu ihrem 13. Geburtstag erhielt Anne Frank am 12. Juni 1942 ihr in rotweißen Stoff eingebundenes und mit einem kleinen Schloss an der Vorderseite versehenes Tagebuch, welches sie ihrem Vater einige Tage zuvor in einem Schaufenster gezeigt hatte. Von dort an führte sie bis zum 1. August 1944 Tagebuch, anfänglich in der Wohnung am Merwedeplein, den größten Teil aber im Hinterhaus in Amsterdam. Sie schrieb ihre Einträge in Briefform, welche sie an verschiedene Mädchennamen adressierte (S.20, Z.7f. „ich will dieses Tagebuch die Freundin selbst sein lassen, und diese Freundin heißt Kitty“). Das Originaltagebuch ist auf Niederländisch geschrieben und trägt den Titel „Het Achterhuis“ (deutsch: „Das Hinterhaus“).
Nach der Festnahme Anne Franks und ihrer Familie fand Miep Gies, die den Versteckten immer geholfen hatte und im Gegensatz zu den Firmenmitarbeitern Kugler und Kleiman nicht von den Nationalsozialisten verhaftet wurde, das Tagebuch und weitere Hefte und zahllose Blätter, welche Anne Frank beschrieben hatte, als ihr Tagebuch voll war. Miep überlieferte sie nach Annes Tod ungelesen deren Vater.

Es existieren drei verschiedene Fassungen der Tagebücher: Annes ursprüngliches Tagebuch wird als Fassung A bezeichnet. Diese überarbeitete sie jedoch auf 324 Einzelblättern um sie später zu veröffentlichen (Fassung B). Das Manuskript umfasst drei Bände. Der erste Teil reicht vom 12. Juni 1942 bis zum 5. Dezember 1942. Da der zweite Teil jedoch erst über ein Jahr später beginnt und bis zum 17. April 1944 reicht, ist zu vermuten, dass die Aufzeichnungen von Dezember 1942 bis Dezember 1943 verloren gegangen sind. Allerdings wird der fehlende Teil durch die von Anne überarbeitete Version abgedeckt. Der letzte Teil enthält die Einträge vom 17. April bis zum 1. August 1944. Anne Franks Vater, Otto Frank, welcher nach ihrem Tod diese Dokumente aufbewahrte, schrieb die erste veröffentlichte Ausgabe (Fassung C), in welcher er die beiden Fassungen von Anne verkürzte und einige Passagen über Mitversteckte wegließ um zum Beispiel das Andenken an seine verstorbene Frau zu wahren, der Anne in ihrem Tagebuch viele Vorwürfe macht, sie vernachlässigt zu haben und ihr keine gute Mutter gewesen zu sein.

Seit der Veröffentlichung des Tagebuchs kamen ständig wiederholte Zweifel an der Echtheit dieser Aufschriebe auf, welche oft als Zeitdokumente des Holocausts bestritten wurden. Diese Holocaustleugnung ist seit den 1950er Jahren in mehreren europäischen Staaten, sowie auch in Deutschland, als Beleidigung des Andenkens Verstorbener, strafbar. 1986 veröffentlichte das Niederländische Staatliche Institut für Kriegsdokumentation eine wissenschaftliche Untersuchung, welche die Echtheit des Tagebuchs belegte. Dafür wurden Handschriften, Papier, Leim, Tinte, etc. untersucht. Da es jedoch immer noch öffentliche Beschuldigungen gab, beantragte im Dezember 1993 das Amsterdamer Anne-Frank-Haus und der Basler Anne-Frank-Fonds, die Verbreitung von derartigen Beschuldigungen zu verbieten, worauf das Amsterdamer Bezirksgericht am 9. Dezember 1998 entschied, es sei verboten, die Echtheit des Tagebuchs weiter öffentlich zu leugnen, und setzte eine Geldstrafe von 25.000 Gulden für jede Zuwiderhandlung an.

Heute befindet sich das Tagebuch in Amsterdam bei der deutschen Partnerorganisation des Anne-Frank-Hauses in der Ausstellung „Anne Frank. hier & heute“.

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